Michael Krainer ist Onkologe an der Wiener MedUni und erforscht Genmutationen, die zu Eierstockkrebs führen können.
Kurier: Wird der Krebs-Genom-Atlas einen Durchbruch in er Krebsforschung bringen?
Michael Krainer: Er wird eine unglaublich große Hilfe für unsere Arbeit sein, aber eben nur eine Hilfe. Ich sehe Parallelen zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Sie hat auch nicht alle Rätsel gelöst, sondern viele erst aufgeworfen.
Kurier: Was können Forscher wie Sie mit den Daten anfangen?
Michael Krainer: Durch den freien Zugang zur Datenbank ergeben sich gerade für kleinere Forschergruppen enorme Chancen. Wir können mit den Daten Experimente am Computer durchführen. Ein Beispiel: Anhand der Informationen von Gen-Mutationen, die in Eierstock-Krebszellen besonders stark ausgeprägt sind, lässt sich die Struktur von Antigenen vorausberechnen die eine Immunantwort auf die Krebszellen auslösen. Diese kann man im Labor nachbauen und auf einen Chip auftragen. Gießt man etwas Blutserum darauf, kommt es im Falle einer Krebserkrankung zu einer messbaren Antikörper-Reaktion. Mit einem derartigen Test ließe sich das Karzinom viel früher entdecken als etwa auf dem Röntgenbild.
Kurier: Wo liegen die größten Schwierigkeiten?
Michael Krainer: Eine große Herausforderung ist es, unter den vielen Gen-Mutationen, die in einer Krebszelle vorkommen, jene herauszufinden, die bedeutsam sind. Zudem sind die Mutationen bei jeder Krebsart sehr unterschiedlich, Obendrein spielen je nach Stadium der Erkrankung andere Gen-Veränderung eine Rolle.